Wie kommt es zur Gewaltdynamik?

Die Ursache

Die Ursache von häuslicher Gewalt ist multifaktoriell, d. h. mehrere Probleme wirken zusammen und tragen zur Gewalt bei. Die Risikofaktoren finden sich auf Ebene des Individuums, der Partnerschaft, der Gemeinschaft und der Gesellschaft. Eine Gesellschaft begünstigt Gewalt in Paarbeziehungen, wenn sie häusliche Gewalt banalisiert und der Gleichstellung von Mann und Frau keinen Stellenwert einräumt. Soziale Isolation des Paares und ein gewaltbejahendes Umfeld sind weitere mögliche Ursachen von Gewalt. Ein Machtgefälle in der Beziehung, Dominanz und Kontrollverhalten stellen ebenfalls Risikofaktoren dar, auch Alkohol- und Drogenkonsum oder Stress und destruktive Stressbewältigungsstrategien. Repräsentative Studien zeigen, dass Gewalt in Paarbeziehungen mehr mit den Eigenschaften des Partners als mit denjenigen der betroffenen Frau zu tun hat.
 

Die Dynamik

Die Dynamik bei Gewalt in der Partnerschaft wird „Gewaltspirale“ genannt. Sich aus dieser Gewaltdynamik zu lösen ist besonders schwierig. Gerade nach einer akuten Misshandlung zeigt der Partner oft Reue und verspricht, sein Verhalten zu ändern. In dieser Phase kann es zu spontanen Versöhnungen kommen. Leider sind solche kurzfristigen Versöhnungen selten nachhaltig und garantieren noch keine Verhaltensänderung. 
Viele gewaltbereite Personen rechtfertigen ihren Gewaltausbruch als etwas, das über sie kommt, und suchen die Gründe für den Kontrollverlust bei der Partnerin oder bei äusseren Umständen. Damit schieben sie die Verantwortung für ihr Handeln dem Opfer zu. Wenn der gewaltausübende Partner keine fachliche Hilfe sucht, ist die Gefahr gross, dass sich die Gewaltspirale weiterdreht.
 

Trennungsgewalt

Leider ist die Gewalt während und nach einer Trennung nicht automatisch beendet. Im Zusammenhang mit einer Trennung besteht eine erhöhte Gefahr, dass Konflikte eskalieren und noch gewaltsamer ausgetragen werden. Kinder sind in diesem Zusammenhang besonders betroffen. Sie wissen nicht, was auf sie zukommt und möchten doch einfach, dass es beiden Elternteilen gut geht. Kinder werden leider oft als Druckmittel eingesetzt. Es wird gedroht, die Kinder zu entführen oder ihnen etwas anzutun. Für viele Opfer häuslicher Gewalt ist das ein wesentlicher Grund, in einer gewaltbelasteten Situation auszuharren. Diese “Lösung” ist jedoch eine scheinbare und bietet keine wirkliche Sicherheit. Es gibt rechtliche Möglichkeiten, sich gegen Trennungsgewalt zu schützen; im Kanton Zürich zum Beispiel das Gewaltschutzgesetz (GSG). Dieses Gesetz bietet gewaltbetroffenen Frauen die Möglichkeit, eine Trennung einzuleiten, ohne dass der Mann noch in der gemeinsamen Wohnung verbleiben kann.  Umfassenden Schutz und Unterkunft bieten auch Frauenhäuser.